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Die Bevölkerungsumfrage zeigt: Stadel steht dem Tiefenlager kritisch gegenüber

29. August 2023

Die Auswertung der Bevölkerungsumfrage des Stadler Gemeindesrates liegt vor. Sie zeigt eine gespaltene Meinung in der Bevölkerung. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist bereit die Aufgabe anzunehmen, 38 % äussern sich mehr oder weniger dezidiert gegen das Projekt.

Von den über 1’900 versandten Einladungen an die Einwohnerinnen und Einwohner haben rund 800 die Möglichkeit wahrgenommen, sich zum geplanten Tiefenlager in der Region rund um Stadel zu äussern. Dies entspricht einer Quote von über 40 %. «Das ist ein sehr hoher Wert», heisst es von der Firma Screever, welche die Umfrage im Auftrag der Gemeinde Stadel durchgeführt hat, «und das zeigt, wie wichtig das Thema der Bevölkerung ist.» Das zeigte sich im Übrigen auch in den Resultaten: Der Aussage «Die ganze Frage interessiert mich nicht» stimmten nur rund zehn Prozent auf einer Zehnerskala zu.

 

44 % wollen, dass der politische Druck erhöht wird

Eine der Aussagen, die den Menschen in Stadel vorgelegt wurde, lautete: «Wir sollten das Tiefenlager mit allen Mitteln zu verhindern versuchen und notfalls politische Kräfte mobilisieren, um ein Referendum gegen den dereinstigen Bundesratsbeschluss zu erwirken.» Auf einer Skala zwischen 0 (stimme gar nicht zu) bis 10 (stimme voll und ganz zu) bewerteten 30 % der Personen die Aussage mit einer 9 oder 10, über dem Mittelwert von 5 lagen total 14 % der Aussagen. 46 % der Befragten bewerteten die Aussagen zwischen einer 0 und einer 4 – knapp 10 % mit einer 5 und damit genau in der Mitte.

Die Aussage «Wenn das Tiefenlager nicht zu verhindern ist, sollten wir wenigstens so viel wie möglich für die Gemeinde herausholen» wird von 92.4 % mit mindestens einer 6 auf der Zehnerskala bewertet, 77 % stimmen der Aussage voll und ganz zu.

«Diese Aussagen zeigen, dass die Bevölkerung in der Sache sehr gespalten ist und dem Projekt kritisch gegenübersteht», sagt Gemeindepräsident Dieter Schaltegger. «Die Menschen in Stadel werden nicht einfach bereit sein, das Tiefenlager zu akzeptieren, ohne dass die Gemeinde dafür auch ordentlich entschädigt wird und die Fragen und Anliegen der Bevölkerung vom Bund und der Nagra ernstgenommen, beantwortet und auch umgesetzt werden.»

 

Sorge um Wertverlust der Liegenschaften

In einer weiteren Frage wurde die Stadler Wohnbevölkerung gefragt, welche Themen ihnen im Hinblick auf das Tiefenlager am meisten Sorge bereiten. Den höchsten Wert erzielte der mögliche Wertverlust der Liegenschaften. Er bereitet 14 % der Menschen, welche die Umfrage beantwortet haben, Sorge. Entsprechend finden auch 24 % der Bevölkerung, der Gemeinderat solle aushandeln, dass die öffentliche Hand diese Wertverluste ausgleichen müsse. Einen noch höheren Wert erzielt lediglich die Forderung nach Steuersenkungen: 28 % der Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, erwarten vom Gemeinderat, dass er sich in den Verhandlungen für tiefere Steuern einsetzt.

Hohe Werte im Sorgenbarometer erzielten im Übrigen auch die Angst vor Unfällen mit radioaktivem Material beim Einlagern (12.4%) sowie Staus und Mehrverkehr während der Bauphase (10.2%).

 

Informationssituation mit Potenzial nach oben

Die Aussage «Ich fühle mich generell gut informiert über das Projekt Tiefenlager» erhält auf einer Skala einen Durchschnittswert von 3.17. Noch kritischer beurteilt werden die Aussagen, ob die Informationen, die zur Verfügung stehen, neutral sind oder Propaganda machen. Beide Aussagen erreichen einen Durchschnittswert von unter 3. Mit 48 % der Bevölkerung geben sehr viele Befragte an, dass ihnen die Regionalkonferenz, welche die betroffene Region gegenüber dem Bund und der Nagra vertritt, nicht bekannt sei.

«Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den wir genauer anschauen wollen», sagt Gemeindepräsident Schaltegger dazu. «Immerhin führen wir seit anfangs Jahr die Geschäftsstelle der Regionalkonferenz in Stadel und stellen mit Gemeinderat Reto Grossmann auch deren Co-Präsidenten. Wir müssen überlegen, wie wir die Arbeit dieser Regionalkonferenz bekannter machen können – schliesslich findet in diesem Gremium die Mitbestimmung der Region statt. »

 

Drei Viertel zufrieden mit dem Gemeinderat

71 % der Befragten gaben an, dass sie ihre Interessen vom Gemeinderat sehr gut (15.1%) oder gut (56%) vertreten sehen. Nur 7.6 % sind der Ansicht, ihre Interessen würden sehr schlecht vertreten. Für Dieter Schaltegger ein Vertrauensbeweis: «Dass bei einem derart kontroversen Thema 71 % der Befragten unsere Arbeit für die Gemeinde positiv bewerten, freut uns natürlich und stärkt auch unsere Position in den kommenden Verhandlungen.»

Der Gemeinderat will in den nächsten Wochen die Umfrageergebnisse noch genauer auswerten. «Es sind auch auf die offen formulierten Fragen sehr viele Punkte und Anmerkungen eingegangen – kritische Äusserungen, aber auch Ideen, gerade, was die Kommunikation betrifft. Insgesamt sind es weit über 30 Seiten. Wir wollen das alles in den nächsten Wochen genau studieren, unsere Schlüsse daraus ziehen und dann wieder informieren.»

 

Die grafische Auswertung der Umfrage kann folgend runtergeladen werden. 

Bevölkerungsumfrage

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